“Wenn du nicht besser als dein Konkurrent sein kannst – kleide dich einfach besser.” 
Mit diesem Zitat spricht Modemogulin Anna Wintour uns Gamern aus der Seele. Und nicht nur uns. Immer mehr Menschen wollen sich auch in der digitalen Welt individuell kleiden und ihren Stil ausdrücken. Das haben auch viele große Modehäuser bereits gemerkt und steigen mit ihrer Digital Fashion ins Metaverse ein.

Was sind Digital Fashion und NFTs?

Digital Fashion, zu Deutsch „digitale Mode“, ist rein visuelle Kleidung, die mit Computerprogrammen und 3D-Software kreiert wird. Das bedeutet, die Kleidung existiert nur als Code und kann auch nur digital getragen werden. 
Doch an diesem Punkt unterscheidet sich Digital Fashion bereits von anderen NFTs. 
 

NFT steht für „Non-Fungible Token“. Das bedeutet, es ist ein digital geschütztes Objekt (Token), das nicht ersetzbar ist (non-fungible). NFTs sind zumeist digitale Kunststücke, die nur einmal existieren, und mit denen gehandelt werden kann. Zurzeit sind sie hoch im Kurs: Dieser 12-jährige Programmierer hat mehr als 3000 kleine Wal-Bilder gestaltet und diese für mittlerweile mehr als 400.000$ verkauft. Für seine Wale geben die Käufer durchschnittlich 1000$ pro Stück aus. 
Machen kann man mit diesen Walen… nichts. Man besitzt sie einfach und erfreut sich an ihnen.  

Digital Fashion hingegen lässt sich benutzen. Man kann sie Avataren anziehen oder als AR-Filter auf sich selbst projizieren. Und man kann digitale Modenschauen damit abhalten, wie es zum Beispiel bei der Helsinki Fashion Week im Juli 2020 der Fall war:

Balenciaga, Adidas und Co. – der Markt ist bereits vorhanden

Das Konzept der AR-Fashion beispielsweise nutzt ein kleines Unternehmen aus Berlin namens „Rohbau“. Sie verkaufen ihren Digital Hoodie für 40 Euro das Stück. Der Hoodie glänzt in Silber oder Gold und trägt das Rohbau Logo. Wenn man sein gewünschtes Profilbild einschickt, bekommt man es mit dem augmented-reality Hoodie wieder zurück und kann sich dann online in digitaler Mode präsentieren. Das Digital Fashion Piece wurde sogar schon von Vogue Business und Forbes Magazine aufgegriffen.

Die italienische Luxus-Modemarke Dolce und Gabbana ist auch schon seit einiger Zeit auf den Digital Fashion Geschmack gekommen: Ende September verkaufte sie bei einer Auktion eine Kollektion mit neun NFTs für fast 5,3 Millionen Euro.

Auch andere Marken wollen natürlich mit auf den Zug aufspringen. Puma, Adidas und Tommy Hilfiger beispielweise haben Kooperationen mit dem digitalen Modehaus „The Fabricant“. The Fabricant stellt ausschließlich Digital Fashion her und macht es sich zur Aufgabe, alle Möglichkeiten der Virtualität auszunutzen. Ihre Designs sind, wie sie schreiben, „frei von den Einschränkungen der materiellen Welt“, da ihnen zum Beispiel nie die Ressourcen ausgehen und sie Farben und Lichtreflexe verwenden können, die man mit physischen Stoffen und realen Lichtverhältnissen so nicht erzeugen könnte.  

Eines ihrer Stücke, Iridescence, wurde für stolze 9500$ verkauft. Der Käufer schenkte das digitale Kleid seiner Frau, die nun ein Bild von sich darin besitzt.

Model im digitalen Modestück "Iridescence!

“Iridescence” by The Fabricant

Digital Fashion Games 

Die französischen Luxus-Modefirmen Louis Vuitton und Balenciaga gehen mit ihrer Digital Fashion noch ein Stück weiter. Beide Modehäuser haben eigene Videospiele veröffentlicht.  

Louis Vuitton hat zum 200. Geburtstag des Firmengründers ein Mobile Game auf den Markt gebracht: Louis The Game. Im Spiel spielt man eine kleine Figur namens Vivienne und entdeckt mit ihr eine ganze Welt voller Mode.

Balenciaga überzeugt sogar mit einem voll-immersiven Spiel mit Charakterauswahl. In “Afterworld: The Age of Tomorrow“ gibt es insgesamt 50 verschiedene Charaktere, mit denen man durch verschiedene Zonen in einer Zukunftswelt laufen kann. Die Zonen führen durch eine futuristische Stadt, wo 3D-Avatare die Balenciaga Herbst/Winter 2021 Kollektion tragen und Regale und Tische weitere Stücke zeigen. Die Reise endet, nach einem Rave im Wald, auf einem Berg mit romantischem Sonnenuntergang. Dazu veröffentlicht Balenciaga gleich noch ein 3D-Lookbook, bei dem man auf die Avatare zoomen und die Digital Fashion aus allen Richtungen begutachten kann. 

Digital Fashion als Mode der Zukunft?

In einer Welt, in der wir alle immer mehr Zeit im digitalen Raum verbringen, stellt sich die Frage, wie wir uns in diesem darstellen wollen.  

Das Konzept von digitaler Selbstdarstellung kennen wir schon lange von Skins für Game-Charakteren, oder beispielsweise von den Snapchat-Avataren „Bitmoji“, die man auch mit Kleidung von Marken wie Hollister und Ralph Lauren ausstatten kann. 
Wenn man noch einen Schritt weiterdenkt, könnten uns schick gekleidete Avatare in einem Metaverse vertreten, in dem wir arbeiten, lernen, shoppen, uns mit Freunden treffen, feiern gehen, und so weiter.  
Möglich sind etwa auch Ladenstraßen, wo wir mit unserem Avatar Kleidungsstücke anschauen und anprobieren können.  
 
Durch den Aufbau einer digitalen Modeindustrie wird es also möglich, unsere Identität auch in einer digitalen Welt zum Ausdruck zu bringen.  

 

Was sagt ihr? Interessieren euch digitale Modenschauen? Würdet ihr euch eines der Outfits für euer digitales Ich zulegen oder findet ihr das eher unnötig?